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Kurz angemerkt... im Herbst 2023 Umweltanwalt DI Dr. Martin Donat

01. Oktober 2023

Stadt – Land, Natur – Kultur, Natur – Gesellschaft … diese Gegensätze, dieser Dualismus ist nicht mehr haltbar und entspricht nicht unserer Lebenswelt. Die alten und neuen Lebensräume von Arten und auch unsere menschlichen Lebensbedürfnisse durchkreuzen unsere feinsäuberliche Trennung in Grünland, Bauland, Verkehrsflächen etc. und fordern eine andere Sicht vom Bauen und der Kompensation von Eingriffen heraus. Die für 2022 kolportierten 11,96 ha Bodenverbrauch pro Tag österreichweit und der Spitzenwert von 4,25 ha pro Tag in Oberösterreich erzeugt Reaktionen, Problemaufrisse und Appelle – in der täglichen Raumordnungspraxis aber nur recht überschaubare Gegenmaßnahmen.

Martin Donat

(Quelle: Oö. Umweltanwaltschaft)

Neben Instrumenten und Maßnahmenpaketen zur Beschränkung des Neu-Verbrauchs und die Nutzung des Alt-Bestands – also der quantitativen Reduktion des Flächenverbrauchs – sollen auch die qualitativen Maßnahmen, wie die Sicherung Agrarischer Vorrangs- und Erholungsflächen sowie die Festlegungen eines Mindest-Grünflächenanteils bzw. maximalen Versiegelungsgrads (samt Kompensationsmaßnahmen) im Bauland stärker umgesetzt werden. Neben der Sicherung von Böden bekommt das Halten des Wassers in der Landschaft und die Schaffung belebter (begrünter) Oberflächen im Lebensumfeld auch auf gewidmeten Baulandflächen einen zunehmend höheren Stellenwert. Wir schwanken stärker zwischen Extremen: Hitze und Dürre einerseits und Extremniederschläge und Überflutungen andererseits. Oft finden Extremereignisse regional beschränkt statt, nicht selten in bisher „wenig verdächtigen“ Einzugsgebieten. Zentrale Schutzmaßnahmen sind das eine, aber eine Vielzahl von Kleinmaßnahmen, eine adaptierte Baukultur das andere. Und das gilt nicht nur im Wohnbau, sondern auch auf gewerblichen und industriellen Flächen. Und dass eine solche neue Baukultur neben umwelttechnischen auch ökologische Vorteile haben kann und soll, beweist die im Oktober in Präsenz und als Webinar stattfindende Veranstaltung „Biodiversität im Betrieb“.

Am überzeugendsten ist es, wenn man erfahren kann, dass Lösungen schon anderswo umgesetzt wurden und welche Erfahrungen dabei gemacht wurden. Wir können lange Fragen des Bodenverbrauchs, die Problematik und mögliche Lösungen diskutieren und lamentieren. Das entbindet uns aber nicht vom Auftrag, bereits jetzt dort etwas zu tun, wo das schon einfach und erprobt möglich ist. Die bereits vorhandenen Instrumente (Bauleitlinien, Bebauungsplan, Nutzungsverträge) gilt es anzuwenden.